9. Mai 2007
von Jochen Kramer
Am 6. Mai fand im Garten unseres Nachbarschaftshauses Kiek in" der Markt der Möglichkeiten statt, zwei Tage später die Integrationskonferenz, die den Auftakt gab zur Erarbeitung eines Integrationsplanes Marzahn-NordWest 2011.
In unserem Stadtteil leben insgesamt 22.495 Menschen (Stand: 31.12.2006). Von diesen sind 1.394 Menschen Ausländer, insbesondere aus anderen europäischen Staaten und Vietnam. Etwa 4.500 Spätaussiedler mit deutschem Pass kommen hinzu. Damit ist jeder 4. Bewohner unseres Stadtteils aus anderen Ländern zugereist. Das ist allemal ein einleuchtender Grund, um über das Zusammenleben und die erreichte Integration in die deutsche Mehrheitsgesellschaft nachzudenken.
Die Integrationskonferenz am 8. Mai bot dafür intensive Denkanstösse. Grundkonsens war, dass gleichberechtigte Teilhabe aller Gruppen unter Berücksichtigung der eigenen kulturellen Identität Voraussetzung gelungener Integration ist. Ein aus Oldenburg angereister Professor informierte über erreichte und verfehlte Integrationsziele in deutschen Großstädten. Dass Arbeit, Bildung und politische Rahmenbedingungen Basisfaktoren für eine erfolgreiche Integration sind, unterstrich Professor Siebel, hier im Stadtteil könnten aber nur bescheidene Ziele angestrebt werden. Eine Podiumsdiskussion mit wichtigen Akteuren im Stadtteil zeigte, dass Kontakte zwischen den verschiedensprachigen Gruppen vorhanden, aber planmäßige Integrationsziele nicht formuliert sind. Vielmehr dominiert bisher die gezielte Beratung und Unterstützung. Alle sehen sich als Brückenbauer. Aber jeder baut zunächst seine eigene Brücke.
Die abschließende Diskussion in Arbeitsgruppen bot reichlich Faktenwissen oder Streitgespräche über interkulturelle Kompetenz. Obwohl kontrovers diskutiert wurde, war allen Beteiligten zum Schluss klar, welcher Weg da noch vor ihnen liegt. So etwa, wenn die Spätaussiedler noch für 20 oder 30 Jahre das Russische als ihre erste Sprache sehen, oder wenn der Bezirksverordnete Viktor Fromm formuliert, dass die Zukunft der Spätaussiedler in Russland liegt. Dennoch waren sich am Schluss alle einig, dass die Konferenz ein guter Einstieg für die Erarbeitung des Integrationsplanes war.
Diese Erarbeitung sollte sich jedoch streng an die Leitlinien des Nationalen Integrationsplanes halten, den die Bundesregierung gegenwärtig erarbeitet. Dort sind in der Rangfolge diese Schwerpunkte formuliert: Integrationskurse verbessern, von Anfang an die deutsche Sprache fördern, gute Bildung und Ausbildung erhöhen, Arbeitsmarktchancen verbessern...
Dies steht ein wenig im Gegensatz zu einer Auffassung, wonach allein die interkulturelle Kompetenz der Mehrheitsgesellschaft über die Integration der Minderheiten entscheide.