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100 Jahre Internationaler Frauentag – 100 Jahre meine eigene Geschichte
Jeder Mensch, zumal wenn er schon einige Jahrzehnte gelebt hat, erzählt gern aus seinem Leben. So haben 30 Frauen aus Marzahn-Hellersdorf anlässlich der 100. Wiederkehr des Internationalen Frauentages über ein Jahrhundert Frauenleben am Beispiel individueller Familiengeschichte abgebildet. In ihren Bildern stellten sie ihre eigenen Eindrücke auf Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit am Leben ihrer Familie dar. Ein Jahr lang zogen die Werke der Frauen durch Berlin. Dieses Material, ergänzt durch zahlreiche Beiträge von Frauen und Männern aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen und Berufen, ist dankenswerterweise als Buch "100 Jahre Internationaler Frauentag – 100 Jahre meine eigene Geschichte" erschienen.

Am 27. Juli lasen in der Nachbarschaftshilfe für Frauen in Hellersdorf – einer Einrichtung des Kiek in e.V. Berlin – sechs Frauen aus ihren Beiträgen. Drei von ihnen sind Politikerinnen der Linkspartei, die drei anderen sind die berühmte Frau von der Straße. Allen sechs war aber gleich, dass sie mit Selbstverständlichkeit, aber auch mit Bescheidenheit über ihr Leben erzählten. Fünf Frauen aus dem Osten sprachen mit großer Selbstverständlichkeit über die in der DDR erlebte Gleichberechtigung, aber auch über die Doppelbelastung Beruf/Familie, die sie aus heutiger Sicht aber nicht problematisierten, sondern als selbstverständliche Lebensaufgabe darstellten. Die sechste Vorleserin aus Steglitz hatte den 8. März immer als Sinnbild des Kampfes gegen Frauendiskriminierung und Sexismus empfunden, der sich wie ein roter Faden durch ihr Leben gezogen habe. Die Beiträge waren teils sehr stark reflektiert, teils sehr emotional empfunden und vorgetragen. So entstand aber für die ZuhörerInnen immer ein Spannungselement. Kein Vortrag war langweilig.

In der anschließenden Diskussion wurden auch politische und theoretische Aspekte der Geschlechterverhältnisse in Deutschland diskutiert. Insgesamt waren die Besucherinnen mit dem Nachmittag sehr zufrieden. Es gab genügend Stoff, selbst über das eigene Leben nachzudenken.